Bald schon hatten wir das Restaurant erreicht. wobei ich immer mal wieder inne gehalten hatte, wenn wir an kleineren Läden vorbei gekommen waren. Am liebsten wäre ich wohl stundenlang durch den Ort gebummelt und hätte tonnenweise Andenken gekauft. Doch das konnten wir später immer noch machen. Im Restaurant bat ich um einen Tisch für zwei auf der Dachterrasse. Wir hatten Glück und erhielten einen Tisch, welcher einen nahezu malerischen Ausblick auf das Meer zuließ. Versonnen lehnte ich mich an die Brüstung, während der Wind - welcher vom Meer heran wehte - das Rauschen der Wellen zu uns trug. Ich schloss sichtlich genießend die Augen und summte kurz eine Melodie, ehe ich meine Jacke über eine der Stuhllehnen hängte und mich setzte. Hier ist es immer so wunderschön. Findest du nicht auch, Boss?

Es war nicht zu übersehen, dass es Yulie in Escarabajo City gefiel. Ihren kleinen Bummel nahm ich schweigend hin, immerhin ergab sich die Gelegenheit dafür nur sehr selten und so ließ ich mich weiter von ihr mitführen, während sie hin und wieder einen der Läden näher angesehen hatte. Sobald wir im Restaurant angekommen waren, konnte ich den Worten Yulies nur zustimmen. "Ist es, ja. Es war wirklich eine gute Idee von dir, hierherzukommen", meinte ich mit einem leichten Lächeln und genoss einen Moment lang den Ausblick, ehe ich mich gegenüber von Yulie setzte.

In meinen Augen blitzte es sekundenlang auf, ehe ich wieder anfing einen neckenden Tonfall anzuschlagen. Besser als der Anblick von all den Frauen, welche nach dir lechzen auf jeden Fall! Bevor Kaname hätte wirklich antworten können, vertiefte ich mich in die Karte. Ich wählte für mich einen lieblichen Rotwein. Dazu einen Teller überbackenes Gemüse und etwas Baguette mit Kräutern. Ich war nicht unbedingt der große Fleischesser. Außerdem wollte ich mir meine Figur nicht versauen. Immerhin wollte ich ja in all diese hübschen Kleider passen! Wobei, wenn ich ehrlich war - ich auch ein wenig fürchtete dass Kaname mich nicht attraktiv finden würde, wenn ich etwas mehr auf den Rippen hatte.

"Hat dir schon mal jemand gesagt, dass dir Eifersucht nicht sonderlich steht?", gab ich mit einem leichten Grinsen zurück und fixierte sie einen Moment lang mit meinem Blick, ehe ich meine Augen auf die Karte vor mir hinunterwandern ließ. Ich hatte mich entschieden, mir auch einen guten Wein zu gönnen, denn ich kam ja doch eher selten zu solch einem vornehmen Essen. Schließlich hatte ich auch etwas zu Essen gewählt und gab meine Bestellung schließlich auch bei einem Kellner auf, welcher dann abwartend zu Yulie sah.

Ich gab meine Bestellung direkt nach Kaname ab und rollte dann mit den Augen Und dir steht das Anlitz eines Call Boys nicht.. Im nächsten Moment hätte ich mir am liebsten auf die Zunge gebissen, weshalb ich sichtlich den Blick senkte. Entschuldige..das war taktlos. murmelte ich halblaut. Warum nur machte mich auch der Gedanke so sauer, dass Kaname immer wieder von anderen Frauen angerufen wurde, wenn diese mal wieder nach seiner Gegenwart lechzten? Sicher, Kaname reagierte nicht immer auf diese Anrufe, wohl auch weil er sich in die Arbeit vertiefte. Dennoch. Es tat weh zu wissen, dass ich wohl eher keine Chance bei ihm hatte. Ich atmete durch und wand meinen Blick wieder der Aussicht auf das Meer zu.

Dieses Mal blieb es mir erspart, Yulie zurechtzuweisen. Sie hatte immerhin gleich bemerkt, dass es nicht nur taktlos, sondern auch mehr als nur unangebracht gewesen war. "Du hast deinen Fehler selbst bemerkt, also will ich es dieses Mal so stehen lassen", entgegnete ich ihr milde gestimmt, auch wenn ihr mein Tonfall verdeutlichen sollte, dass ich, sollte sowas erneut vorkommen, nicht so verzeihend sein würde. "Wir wollten diesen Abend doch genießen, also sollten wir auch genau das tun. Im Moment geht es nur um uns beide, du und ich", fügte ich dann noch hinzu, wobei ich Yulie tief in die Augen blickte und ihr ein Lächeln schenkte.

Ich wollte gerade Kanames Worten zustimmen, als sein Blick mich nahezu hypnotisierte und mir nur ein undeutliches Gestammel entkam. Wie ein Teenager-Mädchen errötete ich und senkte schnell den Blick auf die Tischplatte - oder vielmehr die Tischdecke. Ich begann die Serviette aufzunehmen und diese nahezu nervös in meinen Händen zu kneten, nur um diese eben zu beschäftigen. Reiß dich zusammen! Du bist keine seiner Eroberungen! Ich wurde von der Bedienung aus meinen Gedanken gerissen, welche uns die Getränke brachte. Gekonnt kostete ich von dem Wein und nickte der Bedienung dann zustimmend zu, ehe ich die Serviette auf meinem Schoss glatt zu streichen begann. Es tut dir mal ganz gut, in die Sonne zu kommen - und vor allem hierher, wo wir das was wir so lieben sehen und hören können.

Das amüsierte Zucken meiner Mundwinkel konnte ich wirklich nicht verhindern, als ich die Reaktion von Yulie sah. Diese war nämlich wirklich zu köstlich. Doch sagte ich daraufhin nichts weiter und zog sie auch nicht damit auf. Zumal die Bedienung mit den bestellten Getränken auftauchte, von welcher ich meinen eigenen Wein entgegennahm. "Köstlich. Findest du nicht auch?", wandte ich mich an Yulie, womit ich auf die Qualität und den guten Ruf des Restaurants anspielte. Diesen Ruf hatte das Restaurant wohl nicht umsonst, zumindest was den Wein betraf. Bei den Worten Yulies stellte ich das Glas wieder ab und lehnte mich etwas im Stuhl zurück, womit ich meinen Blick wieder zurück auf das Meer wandte. "Über das eine lässt sich vermutlich streiten, aber was das andere betrifft, kann ich dir nur - erneut - zustimmen."

Ich lächelte milde und nahm einen erneuten Schluck meines Weines Deswegen wollte ich ja eben hierher, in dieses Restaurant. Hier kann man sich wie eine Berühmtheit fühlen, ja wie eine Prinzessin - wenn auch nur bis man wieder in den Alltag zurück kehrt. Ich lächelte der Bedienung zu, welche unser Lob vernommen hatte und sichtlich erfreut uns beiden zulächelte, ehe sie wieder hinein ging - wohl um entweder unsere Gerichte zu holen oder andere zu bedienen. Tss. Hast du in letzter Zeit mal in den Spiegel geschaut, Schätzchen? Du bist sowas von blass. Da war er wieder, mein mütterlicher Ton, welchen ich unterbewusst anschlug, wenn ich mir Sorgen um Kaname machte.

"Das ist genau dein Milieu, nicht wahr?", erwiderte ich auf ihre Worte hin und obwohl es als Frage formuliert war, handelte es sich eher um eine Feststellung. Yulies Wirkung auf männliche Wesen war ja nicht zu übersehen, nicht nur bei einigen unserer Rüpel, aber es gab sicherlich welche, die sie wie eine Prinzessin auf Händen tragen würden. Aber wenn man so wollte, konnte man uns auch als Berühmtheiten bezeichnen, denn der Name Team Nightfall sagte zumindest vielen Leuten etwas in dieser Region. Auch wenn es eine Wohltat war, wenn man einmal ungestört essen gehen konnte. "Du machst dir zu viele Sorgen, auch wenn ich diese durchaus zu schätzen weiß. Sonst würden wir wohl heute nicht in diesem wunderschönen Lokal sitzen", meinte ich lediglich, aber schenkte ihr durchaus ein weiteres kleines Lächeln von mir.

Ich hob streng einen Zeigefinger hoch und wackelte damit tadelnd hin und her Demnächst leg ich dir eine Leine an und schleif dich raus, wenn du nicht besser auf dich achtest Herzchen! Auf die Feststellung zuvor ging ich lieber nicht ein. Sicher, ich war es gewohnt wie eine Prinzessin behandelt zu werden und alles zu bekommen was ich wollte. Doch zugleich hasste ich es manchmal auch, dass besonders meine Adoptiveltern offenbar noch immer nicht begriffen hatten, wie unabhängig ich war, ja sein wollte.

Ich stützte meinen Ellenbogen auf dem Tisch ab, sodass ich mein Kinn auf meiner Handfläche ablegen konnte. Unbeeindruckt, aber mit einem Hauch von Amüsement in meinen Gesichtszügen, sah ich Yulie an. "Das hört sich ja fast nach Erpressung an, denn auf eine Leine habe ich wirklich keine Lust. Aber so einfach lass ich mir auch keine anlegen", meinte ich mit gelassener Stimme, aber nahm meinen Arm wieder vom Tisch und lehnte mich etwas zurück, da ich bis eben noch leicht nach vorne gebeugt gesessen hatte. Doch waren in eben diesem Moment unsere bestellten Gerichte gekommen, die nun vor uns abgestellt wurden.

In meinen Augen blitzte es auf. Nein Herzchen. Keine Erpressung. ein freches Lächeln huschte einen kurzen Moment über meine Lippen. Sondern ein Versprechen. Kaname mit Halsband sah sicher nicht schlecht aus, wobei er sich sowas sicher nicht anlegen ließ. Keine Frau hatte es bisher geschafft ihm irgendwas zu geben, was ihn an diese band. Ich wünschte ich hätte etwas an mir, was mir hilft ihn für mich zu gewinnen. Mein Ausdruck wurde wieder mehr oder weniger emotionslos, als die Bedienung mit unseren Gerichten kam Auf einen schönen Aufenthalt. Damit hob ich mein Glas zuprostend an

Noch immer wirkte mein Gesichtsausdruck gelassen. "Das werden wir doch erst mal sehen", entgegnete ich mit einem verhaltenen Lächeln, obwohl Yulie genauso gut wusste wie ich, dass ich mir sicherlich nicht so leicht eine Leine anlegen lassen würde. Doch erkannte ich auch eine weitere Absicht hinter Yulies Worten, die ich allerdings nicht aussprach. Ebenso blieb mir die Änderung in ihrem Blick nicht verborgen. "Auf einen schönen Aufenthalt", wiederholte ich den Trinkspruch und ließ mein Glas sachte gegen ihres klirren, wobei ich ihr nun wieder ein charmantes Lächeln und einen tiefen Blick in die Augen schenkte. "Wobei ich ihn bereits wunderschön finde."