Neben den normalen Pokémon-Märkten gibt es auch Kaufhäuser, welche ein größeres Sortiment als die jeweiligen Märkte haben. Bei dem in Selva City wurden die herkömmlichen Schalter durch verschiedene kleinere Geschäfte ersetzt wurden. Neben einem Friseursalon und einer Boutique findet sich hier auch das Kampfbuffet, sowie das Antiquariat Gallerie Tausch, in welchem besondere Items von Legendären Pokémon gekauft werden können.

Nachdem ich eben noch in der Safarizone herumgestreift war, musste ich mich jetzt wieder dem einzigen Problem stellen, das ich mit Selva City hatte. Leider war es ein ziemlich großes, alles umfassendes Problem, die Tatsache, dass sie sich im Krater eines inaktiven Vulkans befand und die schiere Menge an Feuerpokemon, die hier Zuhause war. Gengar lief dicht neben mir und ich hatte eine Hand in seinem Fell vergraben, während wir uns am Rand der Straße hielten, um nicht versehentlich in jemanden oder etwas hinein zu laufen. Aktuell befanden wir uns auf Höhe des Kaufhauses, auf dem Weg aus der Stadt heraus. Wir haben es gleich geschafft, wir machen das großartig. Ich murmelte mehr um meinet, als um gengars Willen vor mich hin, denn auch wenn er Feuerpokemon nicht besonders mochte, so hatte er wenigstens nicht eine solche Angst vor ihnen wie ich. Gengar. Gengar hob eine seiner Pfoten und tätschelte mir die Hand.

Ich hatte keine Panikattacken erlitten seit ich hergekommen war, es war also sehr gut bisher gelaufen. Viel zu gut. Ich hätte ahnen müssen, dass mein Glück nicht ewig halten konnte, allerdings hätte ich kaum voraussehen können, dass drei Feuerpokemon gleichzeitig Interesse an mir entwickeln würden. Der Ruf des Fukanos ließ ich mich zur Salzsäule erstarren und ich sah mit geweiteten Augen wie sich mir eben dieses Fukano, ein Vulpix und noch ein Thermopod dazu auf mich und Gengar zu rannten. Erst verstärkte sich mein Griff in sein Fell, dann wich ich voller Angst rückwärts zurück, allerdings kam ich nicht weit, da mein Rücken kurz darauf mit einer Wand kollidierte. Mein herz setzte einen Moment aus und begann dann in meiner Brust zu rasen, mein Atem verschnellerte sich, ich begann zu hyperventilieren. Feuerpokemon, Feuer, Schmerzen. Gengar. Wo ist Gengar? Nein Alpollo, er war es der in Gefahr war. Feuer. Es brennt. Die Beine gaben unter mir nach und ich rutschte zu Boden. Mein Arm brannte, ich sah nur noch die sich nähernden Feuerpokemon. Feuer. Schmerz. Gefahr. Ich krallte die Hände über meiner Brust in meine Trainingsjacke, panische Tränen stiegen in meine Augen. Ich konnte nicht weg. Wo ist Alpollo? Ich muss ihn beschützen. Gengar wurde nervös und stellte sich schützend vor mich, auch wenn die Feuerpokemon nicht aggressiv wirkten, so wusste er doch wie ich auf sie reagierte, doch auch er wirkte unruhig, beinahe ängstlich. Gengar!

Wie meine Pokémon diese Reaktion auslösen hatten können wusste ich nicht, aber der schmale Junge mit den blonden Haaren erstarrte zuerst und wich dann rückwärts, wie in Panik, bevor er schneller und schneller zu atmen begann, bis ihm die Tränen in die Augen stiegen. Meine Augen weiteten sich merklich und ich eilte sofort nach vorne, wobei ich meine Einkaufstaschen einfach auf den Boden fallen ließ, ein paar Sachen kullerten heraus, vielleicht zerbrach das ein oder andere fragilere Stück. Selbst wenn meine Pokémon sowieso bereits abgebremst hatten, als sie bemerkten, dass ihr "Opfer" wohl gar nicht in Kuschellaune war, beeilte ich mich sofort ihre Pokébälle herauszuholen. Fukano, Vulpix, Thermopod, kommt zurück zu mir!, rief ich und rief sie zurück in die Bälle, bevor ich vor dem Gengar abbremste, das seinen Trainer zu verteidigen schien. Ich betrachtete den Jungen mit sorgsamen Blick. Hey, hey, meine Pokémon, sie sind weg, es tut mir ja so leid. Kannst du mich hören?, versuchte ich beruhigend zu sprechen, um ihn auf mich aufmerksam zu machen, ich sagte das erste was mir gerade in den Sinn kam, Sie sind zurück in ihren Pokébällen, sie können dir nichts mehr tun.

Gengar beruhigte sich sofort wieder, nachdem die drei Pokemon in ihre Bälle zurück gerufen worden waren, doch ich bemerkte das nicht mehr, zu gefangen war ich bereits in meinem Kopf und in meiner Angst. Gengar musterte den fremden Mann kurz prüfend und trat dann zur Seite, wie um zu sagen, dass er mir doch bitte helfen sollte, was er auch vorzuhaben schien. Wie durch Watte nur hörte ich eine Stimme, die nicht zu den Erinnerungen passte, die ich gerade durchlebte. Die Hände weiterhin über meiner Brust verkrampft und in mich zusammen gesunken hatte ich mich so klein gemacht wie möglich und die Knie dicht an den Körper gezogen. Ich brauchte einige Momente um den Sinn hinter den Worten zu verstehen, die ich gehört zu haben meinte. Ob ich sie hören konnte? ja, das tat ich. Ich nickte kaum merklich und versuchte mich zu beruhigen, was mein hyperventilieren allerdings nur noch schlimmer machte. Mir wurde schwindlig, ich hatte das Gefühl zu sterben. Angst durchzog heftig meinen Körper. Ich wollte nicht sterben, ich musste doch Alpollo beschützen, oder? Was sagte die Stimme da? was für Pokebälle? Es war doch ein wildes Pokemon gewesen, das uns angriff, richtig?

Immerhin Gengar schien sich wieder zu beruhigen, ich hätte mich ihm sonst kaum nähern können, aber ich versuchte auch ihn nicht zu bedrängen. Ich kniete mich vor ihn hin, um ihm genügend Platz zu geben, aber auch nicht von oben auf ihn herabreden zu müssen. Hey, konzentriere dich auf deine Atmung. Bleib in der Gegenwart. Du bist in Selva City, einer üppigen Dschungelstadt im Norden von Etérea. Du bist vor dem Einkaufszentrum, dein Gengar ist bei dir., begann ich leise zu sprechen. Ich war wirklich besorgt, er schien kaum Luft zu bekommen, weshalb ich beschloss, dass er mehr brauchte, um sich auf seine Atmung konzentrieren zu können. Versuch mit mir zu atmen, okay? Einatmen, zwei, drei, vier... Versuch es zu halten, drei, vier, fünf, sechs, sieben, und dann... Ausatmen, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht. Ich versuchte ihn vorsichtig etwas anzuleiten, um ihn dazu zu bringen, vier Sekunden einzuatmen, sieben Sekunden zu halten und dann acht Sekunden auszuatmen. Es mochte nicht auf Anhieb funktionieren, aber ich hatte jede Zeit der Welt, es war gerade nur wichtig diesem Jungen zu helfen. Ich hatte keine Ahnung wer er war oder was genau passiert war, aber ich hatte leider die Befürchtung es hing mit meinen Pokémon zusammen.

Selva City. Nein, Selva City war nicht richtig, ich war in keiner Stadt. Oder doch? Gengar setzte sich mit seinen kurzen Beinchen neben mich, berührte mich allerdings nicht, um mich nicht zu erschrecken. Atmen? Das tat ich doch, aber es brachte nichts, die Luft schien keinen Wert zu haben. Allerdings kam mir die Übung die die Stimme mir da vorschlug irgendwie bekannt vor. Ich versuchte ihr zu folgen, doch schaffte es eine ganze Weile nicht, immer hielt ich zwar kurz die Luft an, keuchte dann aber zu schnell weiter. Dann aber wurde es langsam und kaum merklich besser, aber immerhin. Das dumpfe Gefühl in meinen Ohren ließ etwas nach, ich hörte nun mehr von dem Lärm um mich herum. Es klang wirklich mehr nach einer Stadt als nach der Route, auf der ich mich zu befinden glaubte. War ich wirklich nicht mehr dort? Nicht vor dem Pokemon, welches mich und mein Alpollo attackierte? Nicht in Schmerzen im Feuer, welches meine Haut verbrannte?

Gengar hatte sich neben seinen Trainer gesetzt, der es nur mühsam schaffte mit dieser Übung mitzukommen, die ich vorgeschlagen hatte, aber ich ließ mich nicht beirren und leitete ihn weiter und weiter an, bis es schließlich langsam doch besser wurde, zu meiner großen Erleichterung. Meinen Einkauf hatte ich vollkommen vergessen, aber ich konnte mir auch gerade nichts unwichtigeres vorstellen, während ich mich um den jungen Trainer kümmerte. Er wirkte gar nicht so jung auf mich, aber er war eben doch um einiges kleiner als ich. Hey, du schaffst das, du machst das sehr gut. Höre nicht auf zu atmen, genau., redete ich weiterhin sanft auf ihn ein und begann dann wieder etwas mit den Ablenkungen, während ich darauf achtete, dass er auch weiterhin brav atmete und mir nicht plötzlich umkippte, Ich bin stolz auf dich, mach einfach weiter so. Kannst du mir sagen, ob du etwas brauchst?

Je langsamer mein Atem wurde, desto deutlicher nahm ich auch wieder meine Umgebung wahr. Ich war definitiv nicht da wo ich geglaubt hatte zu sein und das war sehr gut. Ich hörte das rege Treiben einer Stadt um mich herum und die ruhige Stimme eines Mannes vor mir. Meine Hände, die ich vor meiner Brust zusammengekrallt hatte, zitterten, doch immerhin ließ der Phantomschmerz in meiner Narbe langsam nach und meine Gedanken wurden klarer. Wie lange ich jetzt schon hier saß wusste ich nicht, auch nicht wie lange der Mann vor mir auf mich eingeredet hatte, ohne, dass ich ihn auch nur einmal direkt angesehen oder selbst ein Wort gesagt hatte. Mein Herz pochte immer noch stark in meiner Brust, doch ich konnte nun wieder leichter atmen, auch ohne zurück in die Hyperventilation zu fallen. Vor mir erblickte ich die Gestalt eines jungen Mannes, in einem weiten Mantel, er schien ziemlich groß zu sein und hatte schwarzes Haar. Der Arenaleiter von Selva City, der Hüter des Kometordens. Ein Gesicht, das nicht eben unbekannt in der Etérea Region war. Und ich kannte ihn bestimmt nicht aus dem Kalender den ich Zuhause hatte, in dem die Arenaleiter in sehr ansprechender Form dargestellt waren. Meine Augen waren gerötet, mein Gesicht dagegen aber sehr bleich, während ich nur mit leiser Stimme antwortet, aber immerhin brachte ich Worte heraus. Danke. Ich brauche nichts.

Etwas erleichtert lehnte ich mich etwas zurück, so vor ihm zu knien war doch etwas anstrengend gewesen, mein Mantel war etwas staubig geworden, aber darum konnte ich mich noch später kümmern. Besorgt musterte ich nun einmal genauer den Trainer vor mir. Er hatte blonde Haare, einen dünnen Körperbau und leuchtende grüne Augen, die etwas gerötet schienen. Sein Gesicht war bleich, aber sehr, sehr hübsch, das konnte ich nicht abstreiten. Hey, ich bin Tadashi, es tut mir wirklich leid, dass ich dich- dass wir dich so überrumpelt haben., stellte ich mich nun vor und kratzte mich verlegen am Hinterkopf, während ich ihn etwas zerknirscht ansah. Ich wusste noch immer nicht woran genau es nun gelegen hatte, aber es musste eben doch etwas mit meinen Pokémon zu tun gehabt haben, da war ich mir leider ziemlich sicher, ich würde ihm später noch erklären, dass es keine Absicht gewesen war. Schon gar nicht von meiner Seite aus oder der von meinen süßen, sehr kuschelbedürftigen Pokémon. Ich sah mich um, mein Einkauf lag noch immer hinter uns zerstreut, ich wandte mich dann um und fügte dann sanft hinzu, Wenn du doch etwas brauchst, dann sag einfach bescheid. Ich helfe gerne, jederzeit.

Na komm, jetzt reiß dich wieder zusammen. Du hattest deine Attacke, also kannst du dich wieder normal benehmen. Weißt du was? Manchmal nervst du einfach nur. Und doch wirst du mich nicht los. Ich redete in Gedanken wieder mit mir selbst, das war normal, das war also ein gutes Zeichen dafür, dass ich wieder herunter kam. Tadashi hieß er, das wusste ich ja, das stand auch im Kalender. Ich bin Kaito. Ich atmete einmal tief durch, gut, dass ich das wieder tun konnte, und löste eine meiner Hände, um meinem Gengar über den Kopf zu streicheln und ihm zu zeigen, dass es mir wieder gut ging. Nicht deine Schuld, mir tut es leid, dass ich dich deswegen aufgehalten habe. Offenbar waren es seine Pokemon gewesen, die meine Attacke ausgelöst hatten, das ergab Sinn, er war immerhin der Arenaleiter der Feuerarena, ergo, Feuerpokemon. Ich lehnte mich zur Seite um zu sehen wohin Tadashi blickte und sah die Einkäufe, die am Boden verstreut waren. Oh bei Arceus, das ist meine Schuld gewesen, oder? Ich helfe dir beim aufheben. Damit erhob ich mich bereits wieder auf die Beine, oder versuchte es viel eher, denn ich hatte etwas unterschätzt wie lange ich da so zusammengesunken gesessen hatte und meine Beine waren gar nicht begeistert davon mich sofort wieder zu tragen, weshalb ich gleich wieder etwas einknickte.

Kaito also, ein hübscher Name für ein hübsches Gesicht, ich würde ihn mir merken, aber ich merkte mir auch die allermeisten Namen von denjenigen, die ich kennenlernte. Ich bemühte mich wirklich jedem das Gefühl zu geben, bei mir nicht nur willkommen, sondern auch sehr gerne gesehen zu sein. Kein Grund sich zu entschuldigen, ich bin froh, wenn ich helfen konnte, zumindest ein bisschen., sagte ich sofort bescheiden, ich lächelte ihn sanft an, als könnte er nichts auf dieser Welt falsch machen, einen Blick, den man oft bei mir sah, denn so war ich nun einmal. Er bemerkte offenbar nun auch meine Einkäufe, aber bevor ich noch protestieren konnte, es war keinesfalls seine Schuld gewesen, ich hätte sie auch einfach abstellen können, aber ich hatte in meinem Drang zu helfen gar nicht nachgefragt, die Einkäufe waren im Weg gewesen, also hatte ich sie fallen lassen. Allerdings kam ich gar nie dazu zu protestieren, da er sich so plötzlich erhob, was gar keine gute Idee war, ich sprang sofort ebenfalls auf und schlang einen Arm um ihn herum, aus purem Reflex. Sorry, ich wollte dir nicht zu nahe treten., sagte ich, ließ ihn allerdings noch nicht los, denn ich stützte ihn, und fügte dann an, Das mit den Einkäufen war wirklich meine Schuld. Ich habe sie einfach fallen gelassen anstatt sie abzustellen, ich bin sicher, das meiste ist noch vollkommen in Ordnung.

Wenigstens kippte ich nicht weit, denn da umfing mich bereits ein muskulöser, warmer Arm, der mich aufrecht hielt. Ich hatte das Gefühl, selbst wenn ich völlig das Bewusstsein verloren hätte, hätte mich dieser Arm nicht fallen gelassen. Ein angenehmes Gefühl. Das war zwar nicht sehr schlau, aber trotzdem hast du das meinetwegen gemacht. Das Blut floss zurück in meine Beine und ich konnte wieder selbst aufrecht stehen, zu schade also, dass ich Tadashis Arm nun verlassen musste, allerdings hatte sich meine Aufmerksamkeit bereits völlig seinen Einkäufen zugewandt. ich wanderte nun also schon dort hinüber, wo sie verstreut waren. Also diese Flaschen sind auf jeden Fall hinüber. Meine Hand war noch etwas zittrig, als ich sie ausstreckte um die Scherben einer Saftflasche etwas zusammen zu schieben, doch das lag nicht nur an der vorangegangenen Attacke, sondern auch an Selva City im Allgemeinen, immer wenn ich hier war, war ich äußerst nervös, die nähe von so vielen Feuerpokemon war genug um mich verrückt zu machen. mittlerweile konnte ich an ihnen vorbei gehen ohne in Panik zu verfallen, doch wenn sie auf mich zusteuerten, wie es Tadashis vorhin getan hatten, dann war es schnell vorbei mit mir.

Während ich ihn etwas aufrecht hielt, bevor er sich wieder auf seine eigenen Beine stellen konnte, bemerkte ich erst, wie dünn Kaito eigentlich war. Er wirkte beinahe etwas unterernährt auf mich, aber vielleicht sprach da mein innerer Fürsorger aus mir, denn ich wollte ihn beinahe sofort füttern. Er stand also auf und ging zu meinen Einkäufen hinüber, während ich ihm schnell folgte. Es ist wirklich nicht schlimm, die zwei Kleinen sollten sowieso nicht so viel Saft trinken., winkte ich schnell ab, während ich gar nicht wirklich darauf achtete, dass er ja gar nicht wusste, von welchen zwei Kleinen ich sprach und das es sich dabei natürlich um meine Geschwister handelte. Ich begann schnell alles mögliche wieder zurück in die Tüten zu räumen. Pass auf, nicht, dass du dich noch schneidest., sagte ich dazu, immerhin waren es doch Scherben, bevor ich vorsichtig fragte, Nur, damit ich sichergehen kann, es lag an meinen Pokémon richtig? Es tut mir wirklich leid, ich möchte es nur wissen, dann kann ich sie in ihren Bällen lassen, während du in meiner Nähe bist.