Obgleich ich schon das ein oder andere Mal in Puerto City gewesen war, so hatte ich bei meinen wenigen Besuchen hier, nie ausreichend Zeit gehabt, mir einmal die Kampfzone anzusehen. "Krass, hier ist ja richtig was los!", meinte ich erstaunt, nachdem wir angekommen waren und bereits nach den ersten paar Metern auf die ersten Stände stießen. Die Kampfzone hatte mich schon nach kürzester Zeit total erstaunt und ich fand, dass sich der Besuch jetzt schon lohnte. "Ein Showkampf?", wiederholte ich interessiert und wandte meinen Kopf zu Aiden um, wobei sich ein breites Lächeln auf mein Gesicht schlich. "Hm, könnte tatsächlich ziemlich spannend werden. Allerdings würde es mich mehr reizen, selbst gegen eine der Kampfkoryphäen zu kämpfen."

Mein eigener Blick ging immer wieder zu den verschiedenen Ständen und Einrichtungen abdriftete. Es war wirklich viel los, weswegen auch vieles meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Allerdings behielt ich Euan stets halb im Blick, damit mir dieser nicht abhanden kommen konnte. "Ja. Allerdings weiß ich nicht, wer gegen wen kämpft. Vermutlich sind es Leiter der Einrichtungen."
Freeze drängte sich ein wenig an mein Bein, sodass ich zu ihr sah, doch ihr Blick war starr auf etwas anderes gerichtet. Sie hatte ein Stahlpokemon gesichtet, ein Magnetilo wie ich erkannte. Das passte ihr gar nicht und kurzerhand hob ich sie einfach hoch, damit wir vorbei gehen konnten. Was den Stahltypen anging hatte sie überaus schlechte Erfahrungen gemacht.
"Willst du wirklich jetzt gehen? Die Einrichtungen werden voll sein und es ist fraglich, ob während des Festes überhaupt Kämpfe stattfinden." Obwohl wir es probieren konnten. Trotzdem würde ich mitkommen, sollte Euan sich an einer Herausforderung wagen wollen. Dann jedoch fiel mir etwas anderes ins Auge. "Wie wäre es mit Zuckerwatte?" Fragte ich dann und zeigte mit dem Kinn auf den Stand, welchen ich gesehen hatte.

"Das wird bestimmt irgendwo angeschrieben sein, hm?", überlegte ich und sah mich suchend um, musste aber einsehen, dass es mir aufgrund meiner Größe bei den ganzen Menschenmassen kaum bis gar nicht möglich war, etwas richtig zu erkennen oder zu entdecken. Daraufhin verfinsterte sich dann auch kurz mein Gesicht, als ich innerlich meine geringe Größe mal wieder verfluchte. So blieb mir kaum etwas anderes übrig, als mich an Aiden zu halten. Wobei dieser meist leicht wiederzufinden war. "Mich reizt es schon, so schnell wie möglich, gegen sie zu kämpfen, aber ich denke, ich kann auch abwarten", antwortete ich Aiden schließlich und verschränkte die Arme hinter dem Kopf, während ich auch kurz einen etwas sorgenvollen Blick auf Freeze geworfen hatte. Abgelenkt wurde ich schließlich von dem Vorschlag mit der Zuckerwatte. "Da sage ich nicht nein!"

Sicherlich würde es irgendwo bekannt gegeben werden, wer kämpfen würde, allerdings schien es nicht als Plakat irgendwo auszuhängen. Vielleicht war es aber auch eine Überraschung für die Besucher, damit diese gespannt blieben.
“Dann suchen wir uns eine Einrichtung, wo nicht ganz so viel los ist. Vielleicht ist dort dann Jemand bereit dazu, gegen dich anzutreten.”
Sanft strich ich Freeze durch das kurze, glatte Fell, während ich ihr Gewicht fast nur auf einem Arm hielt. Sie war schon immer ungewöhnlich klein und leicht für ein Glaziola gewesen, was sie schnell machte. Und sie dafür prädestinierte, herumgetragen zu werden. Und manchmal erinnerte sie mich an Euan, der immerhin auch ein Stück kleiner war als ich. Nur eben nicht so leicht, aber trotzdem. Möchtest du nicht lieber in deinen Pokeball, Freeze?“ Fragte ich sie leise, meine Wange an ihren Kopf gelehnt und bemüht ruhig zu sprechen. Das Magnetilo konnte ich nicht mehr sehen, aber es war zu spät gewesen. Freeze hatte sich ja schon aufgeregt. Allerdings klammerte sie sich mit ihren Pfoten nur noch weiter fest, was mir so ziemlich alles sagte. Also schob ich Euan ein wenig vor, in Richtung des Standes, damit er für etwas Platz sorgen konnte. ”Holen wir welche. Vielleicht hat sich Freeze bis dahin wieder beruhigt.“ Sie mochte Stahlpokemon einfach nicht, weswegen ich es eigentlich vermied, dass sie welche sah. Aber bestimmt würde sie sich über eine Leckerei freuen und sich ablenken lassen.

"Bis dahin kann ich ja die freie Zeit genießen, die ich mit dir hab", erwiderte ich mit einem Grinsen und sah zu Aiden hoch, wobei sich meine Laune bei diesem Gedanken schon wieder gebessert hatte. Es ergab sich ja wirklich selten solch eine Möglichkeit, bei welcher wir beide so eine Veranstaltung besuchen konnten, und dann auch noch ohne im Rahmen eines Auftrages zu sein. Seinem Glaziola schien die Situation nicht sonderlich zu taugen, den Grund - das Magnetilo - hatte ich vorher gesehen, weshalb ich auch nicht nachfragen musste, was mit Freeze los war. "Dann lass mich das übernehmen, während du dich um Freeze kümmerst", sagte ich, als mich Aiden in Richtung des Standes schob und damit hatte ich auch die letzten paar Meter zurückgelegt und mich in die Schlange eingereiht. Lange dauerte es zum Glück nicht, weshalb ich nach einer Weile auch mit der Zuckerwatte zu den beiden zurückkehren konnte. "Hier, bitte schön", meinte ich, als ich Aiden eine reichte.

Verbrachten wir nicht eh schon einen großen Teil unserer Zeit miteinander? Immerhin konnte Euan in meiner Wohnung ein- und ausgehen wie es ihm beliebte. Eigentlich sollte ich ihm demnächst einen Haustürschlüssel zukommen lassen... Nun, wenn wir wieder zurück in Selva City waren, würde ich ihm den Zweitschlüssel geben.
Noch immer das Glaziola kraulend, sah ich Euan kurz dankbar hinterher. Ich war ganz froh, eine kleine Pause zu machen, immerhin waren hier wirklich viele Menschen. Deswegen suchte ich einen etwas schattigeren Platz am Rande. Und tatsächlich war dort eine niedrige Mauer, welche im Schatten eines Gebäudes lag. Ich achtete darauf, dass mein Teampartner mich sah, während ich langsam in die Richtung ging und mich dann dort setzte. So konnte ich Freeze auch etwas absetzen.
"Danke dir." Meinte ich aufrichtig, als Euan mir einen der süßen Wattestäbe reichte. Manchmal war es gut, jemanden um sich herum zu wissen, auf den man sich verlassen konnte.
"Sie hat die Sache mit dem Flunkifer immer noch nicht überwunden." Meinte ich nun selbst schon etwas ruhiger, während ich Freeze weiterhin etwas kraulte. Einmal hatte sie gegen eines wildes Exemplar antreten müssen, was nicht geplant gewesen war, und haushoch verloren. Seitdem bekam sie Panik, sobald sie ein Stahlpokemon nur sah.

Es war, wie ich gesagt hatte. Aiden war auffällig genug, sodass er leicht wiederzufinden war. Bei seinen Worten zupfte ich etwas von der Süßigkeit ab und schob es mir in den Mund, während ich nachdenklich auf das Glaziola hinabblickte. Mein Vater würde sicherlich sowas in der Art sagen, von wegen die Angst sei nur dazu, um sie zu überwinden, aber vermutlich würde das bei Freeze eher weniger helfen. "Irgendwann kommt das schon noch. Macht einfach Schritt für Schritt", sagte ich dann, in einem Versuch optimistisch zu sein, und strich dem Pokémon kurz über den Kopf.

"Vorerst meiden wir den Typen einfach." Meinte ich mit einem nachdenklichen Blick zu Freeze, die nun jedoch den Kopf hob. Immerhin kannte sie Euan und scheinbar fand sie die Idee ganz gut, nun meine Schulter los zu lassen und zu ihm klettern zu wollen. Was mich eher weniger wunderte, weil sie ihn nun mal als einen Trainer der Feuerpokemon kannte. "Gla!" Rief sie dabei leise, und setzte ein durchaus erfreutes Summen hinzu. "Aber ich glaube, sie hat so oder so einen Narren an dir gefressen. Oder an Flamara." Was ich auch nicht ganz ausschließen würde. Beide waren Weiterentwicklungen von Evoli und hatten daher ein paar Gemeinsamkeiten.

"Das ist auch eine Idee", meinte ich, denn auch wenn ich von Grund auf anders erzogen... Na ja, in meinem Falle eher trainiert wurde, so akzeptierte ich durchaus die Entscheidungen anderer. Es auf Zwang zu versuchen, würde es vielleicht nur noch schlimmer machen. Als Freeze zu mir rüber klettern wollte, ließ ich das gerne geschehen und hielt sie mit einem Arm fest. "Sie kann meinem Charme nun mal einfach nicht widerstehen", gab ich selbstbewusst und eventuell auch etwas überheblich von mir, aber wurden meine Lippen dabei von einem Grinsen. Dann kam mir ein Gedanke. "Ah, hier, halt mal kurz." Damit drückte ich Aiden kurzerhand meine Zuckerwatte in die Hand drückte und den Pokéball meines Flamaras in die Hand nahm. "Flamara leistet uns sicher gerne etwas Gesellschaft", erklärte ich und ließ daraufhin mein Pokémon aus seinem Ball frei, welches uns zuerst mit einem freudigen Laut begrüßte und sich dann neugierig umsah, wo wir denn eigentlich waren.

Ich bezweifelte ein wenig, dass es einfach an Euans Charme lag, aber es war offensichtlich, dass das Glaziola ihn gerne hatte. Denn Freeze war gleich wesentlich fröhlicher und schmiegte summend ihren kühlen Kopf an ihn.
Doch noch bevor ich der Überlegung nachgehen konnte, ein Foto davon zu machen, waren meine Hände voll. Aber das störte mich tatsächlich weniger. Immerhin konnte ich nun beobachten, dass mein eigenes Pokemon nur noch fröhlicher war, auch wenn sie sich nicht entscheiden konnte, mit wem sie jetzt lieber kuscheln wollte.
"Gewöhn ihr das aber nicht an, sonst will sie nur noch hochgehoben werden." Schmunzelte ich ein wenig, weil das durchaus vorkommen konnte.
"Hallo Flamara." Begrüßte ich dann das Feuerpokemon, ein Lächeln beibehaltend.

"Hey, du bist kalt!", lachte ich auf, aber man hörte an meiner Stimme, dass mich das nicht wirklich störte. Natürlich war ich nicht ohne Grund, ein Feuerpokémon-Trainer, denn ich bevorzugte definitiv das Warme und die Hitze, aber ich hatte mich an Aiden und seine Eispokémon gewöhnt. Und Gegensätze zogen sich bekanntlich ja an. "Keine Sorge, ich denk dran", versprach ich Aiden und wandte mich dann an mein Flamara. "Wie wär's, wenn du uns und vor allem Freeze etwas Gesellschaft leistest?", fragte ich mein Pokémon, woraufhin ich einen zustimmenden Laut erhielt. Aber noch hielt ich Freeze auf meinem Arm, solange sie nicht von selbst hinunterwollte.

Freeze freute sich schlichtweg über die Aufmerksamkeit und drückte ihren Kopf noch einmal extra etwas mehr an, dann jedich hielt sie Ausschau nach Flamara. Dieses war wohl doch überzeugend genug, sodass das Glaziola rufend ein wenig strampelte, um zu dem Feuerpokemon zu gelangen.
"Ich glaube, damit hast du gerade gegen dein eigenes Pokemon verloren." Die Feststellung war nicht ganz so kühl wie gewohnt, allerdings wäre das auch schwer gewesen bei den beiden Pokemon ernst zu bleiben.
Ich nahm beide Stäbe der Zuckerwatte in eine Hand, damit ich die andere frei hatte, um Flamara lurz den Kopf zu kraulen. Feuer war sehr effektiv gegen Eis, aber eben auch gegen Stahl. Vielleicht wusste Freeze das sogar und suchte daher die Nähe zu Euan und dessen Flamara. Es wäre schön, wenn es meinem klein geratenem Glaziola half, sich sicherer zu fühlen. "Pass mir gut auf Freeze auf, ja Flamara?"

Ich musste etwas mehr lachen, als Freeze ihren Kopf weiterhin an mich schmiegte, ließ sie aber schließlich auch runter, als sie so strampelte. Flamara freute sich auch, wenn es Zeit mit Freeze verbringen konnte. Feuer und Eis mochten zwar gegensätzlich sein, aber schlussendlich hatten sich beide doch aus der selben Pokémonart weiterentwickelt. "Ich denke, in dem Falle kann ich damit leben", meinte ich mit einem Schmunzeln auf Aidens Worte und als Flamara von Aiden gekrault wurde, machte sie das mit einem erfreuten Laut auch deutlich. Ein weiterer Laut und ein Nicken folgte, als Flamara dann auf Glaziola zuging und etwas um es herum tänzelte. "Die beiden verstehen sich wirklich prima", kommentierte ich daraufhin, aber sie kannten sich ja auch schon eine ganze Weile. Ich wandte mich dann schließlich zu Aiden hin und griff nach meiner Zuckerwatte, von welcher ich dann auch sogleich wieder ein Stückchen abzupfte. Doch anstatt es selbst zu essen, hielt ich es Aiden hin und bedachte ihn mit einem Grinsen. "Du solltest endlich auch mal probieren. Also, Mund auf", forderte ich ihn auf.

Nur zu gernenließ Freeze sich auf ein Spiel ein, indem sie das Flamara mit der Pfote berührte und summte, ehe sie ein Stück zurück sprang. Sie war eben noch immer verspielt und mit einem Aufpasser wie Flamara wesentlich selbstsicherer. Daher hatte ich auch wenig Bedenken, sie toben zu lassen. "Wahrscheinlich sieht Freeze in Flamara einen Beschützer. Sie ist nicht ganz so zurückhaltend, wenn sie zusammen spielen." Was man nun auch deutlich sehen konnte.
Doch meine Aufmerksamkeit wurde eindeutig abgelenkt und von meinem Teampartner eingenommen, weswegen ich die beiden Evoli-Entwicklungen aus den Augen ließ. Über den Rand meiner Sonnenbrille sah ich zu ihm und tatsächlich fragte ich mich, was das schon wieder für eine Aktion werden sollte. Daher ließ ich mir Zeit, was nicht ganz verkehrt war, um meine Gedanken zu ordnen. Manchmal konnte Euan einen echt aus dem Konzept bringen mit seinen spontanen Aktionen. Wahrscheinlich wäre es taktisch klüger darauf hinzuweisen, dass ich selbst Zuckerwatte hatte, allerdings ahnte ich, dass das Argument nicht durchgehen würde. Also griff ich mit der freien Hand nach Euans Handgelenk, damit dieser keinen Rückzieher machen konnte, dann beugte ich mich vor, um die Zuckerwatte zu probieren. "Süß." Kommentierte ich dann das offensichtliche, immerhin war es purer Zucker.

Normalerweise verhielt sich Flamara eher ernst und nicht wirklich verspielt, aber bei Freeze legte sie dieses Verhalten gerne mal ab. Ihr flauschiger Schweif bewegte sich leicht hin und her, als sie mit Freeze das Spielen begann. Den Worten von Aiden konnte ich schließlich nur zustimmen, da sich ja auch Flamara weniger zurückhielt. "Meinst du nicht, dass das auch irgendwie auf uns passt?", bezog ich die Situation auf Aiden und mich. "Immerhin bekomme ich ja Seiten von dir zu sehen, die du sonst wohl niemanden zeigen würdest." Mein Blick wurde eine Spur sanfter, als ich Aidens rötliche Augen, mit denen er mich über den Rand seiner Sonnenbrille hinweg ansah, mit meinen grau-blauen Iriden fixierte. Er selbst schien wohl gerade meine Aufforderung etwas zu hinterfragen, aber das ignorierte ich mal. Genauso wie die Tatsache, dass er selbst Zuckerwatte hatte. So war es nun mal lustiger, wobei es mich fast schon überraschte, als er nach meinem Handgelenk griff, ganz so, als ob er mich davon abhalten wolle, dass ich meine Hand doch noch zurückzog. Was ich sicherlich nicht vorgehabt hätte, aber mir gefiel es, wie er Initiative zu ergreifen schien. "Aber trotzdem lecker", grinste ich ihn an, nachdem er probiert hatte und ich mir dann kurz über die leicht klebrigen Finger leckte.